„Wir reißen die Erde zu uns herauf“

Ein Flugzeug zu betreten, war für die Menschen neu und die meisten standen der Fliegerei wohl zunächst vorsichtig, aber auch neugierig gegenüber. Sowohl aus dem Gedanken der Vorsicht als auch aus der Neugier erwuchs ein großes Informationsbedürfnis, das die Presse zu stillen bereit war. Erstens entsprach dies dem Konzept, sich als Zeitung modern und fortschrittlich zu geben, zum anderen konnte der Verkaufswert der Zeitung erhöht werden.
Ein Mittel, besonders authentisch über das Fliegen zu berichten, fand man in der Repor-tage, die es ermöglichte aus dem Flugzeug (Ich-Erzähler) direkt (Präsens) persönliche Erlebnisse (Subjektivität) zu schildern. Diese Reportagen im Reiseflugzeug wurden mit Überschriften wie „Im Fluge nach Paris“ oder „Flüge im Gewitter“ tituliert.
Aber auch die Sport- und Kunstfliegerei, die gerade aus der Rekordbereitschaft der Piloten erwuchs, war aktuelles Reportagethema. Die ganzseitige Reportage Richard Hochmuths „Mein Kunstflug mit Kern der deutschen Fliegerhoffnung“ vom 1.9.28 (Gladbecker Zeitung und Kirchhellener Zeitung) beginnt wie eine Erzählung im Präteritum, wechselt bei dem Bericht über die Flugvorbereitungen bereits ins Präsens, das über die letzten drei Viertel Text ab dem Start des Flugzeugs bis zur Landung durchgehalten wird.
„Als ich an dem schönen Sonntag so recht gemütlich nach dem Flugplatz bei Brabeck hinauspilgerte, mußte ich oft die hübschen kleinen Flugzeuge bewundern, die mit den Wolken um die Wette über die spätsommerlichen Gefilde jagten. Leise grollten die Motore ihre Lieder zu meinen Ohren herunter, und an den Auspuffrohren hingen die weißgrauen Rauchwölkchen, wie lustige Schleppen lang hinterherwallend. Da keimte in mir der Vorsatz, auch mal in einer Sportmaschine mir den Wind um die Ohren wehen zu lassen … “